28.04.2015 – Marcel Grzanna, Peter Fairley
Mitten auf einem kleinen See der ostindischen Millionenstadt Kalkutta wird seit wenigen Wochen Strom produziert. 50 Meter vom Ufer des Gewässers entfernt schwimmt eine Plattform so groß wie ein Tennisplatz. Darauf installiert sind zehn Fiberglas-Solarmodule mit einer Leistung von jeweils einem Kilowatt. Ihre Ausrichtung lässt sich mit Hydrauliken flexibel dem Stand der Sonne anpassen. Damit die Plattform nicht abdriftet, ist sie auf dem Grund des Sees verankert. Über ein Unterwasserkabel speist das Mini-Kraftwerk seine Energie in das örtliche Stromnetz ein. Die Anlage ist zwar nicht die erste ihrer Art – sowohl in Japan und Südkorea als auch in Singapur laufen entsprechende Pilotprojekte –, jedoch die erste auf dem indischen Subkontinent. Sie soll nach Angaben des Herstellers Vikram Solar mindestens 14 Megawattstunden Energie pro Jahr liefern und 25 Jahre lang in Betrieb sein. Das Pilotprojekt im neu gebauten Stadtbezirk der Metropole ist in Zusammenarbeit zwischen dem international tätigen Solarproduzenten und dem örtlichen Arka College für Erneuerbare Energien entstanden. Vorteil eines schwimmenden Solarparks ist seine Einsatzfähigkeit in Regionen, die mehr Wasser als Bodenflächen zur Verfügung haben, um Energie zu generieren. Auch dort, wo der Kauf von Grundstücken zu teuer ist, um Solaranlagen kurzfristig rentabel zu betreiben, sind schwimmende Pendants eine Alternative. Minister und Ingenieure des Landes sollen bereits Interesse an dem Projekt bekundet haben. Ein Expertenteam aus der indischen Verwaltungsregion Lakshadweep, die aus 27 Inseln im Arabischen Meer besteht, hat sich bereits vor Ort über die potenzielle Nutzung der Technologie informiert. Denn das Projekt passt in die Energiestrategie des Landes: Im vergangenen Herbst machte der indische Premierminister Narendra Modi Schlagzeilen mit der Ankündigung, bis zum Jahr 2022 auf 100 Gigawatt an Solarstrom-Erzeugungskapazität im Land zu kommen – mehr als 30-mal so viel wie bislang. Schon von 2012 bis 2014 hat sich die installierte Solarkapazität in Indien von 461 Megawatt auf gut drei Gigawatt erhöht. Tobias Engelmaier, Gründer der Solarmarktberatungsfirma Bridge to India, geht davon aus, dass in diesem Jahr noch einmal zwei Gigawatt hinzukommen. Skeptiker kritisierten zwar, dass Modi zu seiner Strategie weder Details noch Ansätze zur Finanzierung lieferte. Trotzdem haben sich einige finanziell gut ausgestattete Unternehmen offenbar vom Solar-Fieber anstecken lassen: Bei einem von Modi initiierten Gipfeltreffen für erneuerbare Energie im vergangenen Monat konnte der Premier Zusagen über 166 Gigawatt an Solarprojekten einsammeln. Indien müsse einen "Quantensprung bei der Energieerzeugung machen", sagte Modi bei dem Gipfeltreffen. Mit ihren kurzen Bauzeiten und rapide sinkenden Preisen könne Photovoltaik viel dazu beitragen. Die Kosten pro Kilowattstunde sind in den vergangenen drei Jahren von 20 Rupien (knapp 30 Euro-Cent) auf nur noch sieben Rupien gesunken. Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass die Anlage 14 Megawatt Leistung pro Jahr liefern soll. Korrekt ist aber 14 Megawattstunden Energie pro Jahr. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. (Marcel Grzanna, Peter Fairley) / (bsc) Permalink: http://heise.de/-2582383
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