sexta-feira, 1 de maio de 2015

Post aus Japan: Nippons sympathische Mondmission

 

 

23.04.2015 – Martin Kölling

Post aus Japan: Nippons sympathische Mondmission

(Tomruen / Wikipedia / cc-by-sa-4.0)

Es könnte eng in der Umlaufbahn um den Erdtrabanten werden. Immer mehr Nationen planen Mondmissionen – und die Jaxa ist ganz vorne mit dabei. Und das ist auch gut so.

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Japans Weltraumbehörde Jaxa hat diese Woche das größte Hindernis für eine Eroberung des Mondes in Angriff genommen: das Loseisen staatlicher Gelder. Am Montag stellten die Weltraumfahrer der ostasiatischen Nation beim Erziehungs- und Wissenschaftsministerium ihr Projekt vor, um das Jahr 2018 herum eine unbemannte kleine Forschungsstation auf den Erdtrabanten zu schicken. Sie gilt als wichtige Etappe für eine bemannte Reise, von der nicht nur die Jaxa träumt.

Die Jaxa kann nun nur hoffen, dass die Schatzmeister der Nation die Finanzierung des Projekts ab 2016 in den Staatshaushalt aufnehmen. Denn sollte das nicht passieren, könnten die Japaner beim Wettlauf um den Mond empfindlich hinter andere Rivalen wie China, Russland, die USA, Europa und nun sogar Indien und Südkorea zurückfallen. Das wäre extrem schade – für die Japaner, aber auch für alle, die sich für den Fortschritt der Menschheit interessieren und nicht nationale Großmannssucht.

So haben haben sich die Japaner in den vergangenen Jahrzehnten in der Spitze der Raumfahrtnationen etabliert. 2007 war die Jaxa den Rivalen aus China mit der ersten Mondmission seit den Apollo-Flügen zuvorgekommen. Nur bei der ersten erneuten Landung ließen sie den Nachbarn 2013 den Vortritt.

Aber bei allem Sinn für den Wettbewerb blieb – und bleibt – Japans Weltraumbehörde einer Politik treu, die sie in meinen Augen so sympathisch macht. Statt nationalistische Töne zu spucken wollen die Japaner die globale Weltraumfahrt technisch weiterbringen – und die Kosten drastisch senken.

Die Genauigkeit der neuen Mission, die diese Woche in den Medien gepriesen wurde, ist dabei nur ein Nebenaspekt. Natürlich ist es ein großer Fortschritt, wenn die Sonde den Landeplatz nicht mehr auf einen Kilometer, sondern 100 Meter genau anvisieren kann. Doch der eigentliche Clou des Projekts ist die Miniaturisierung.

Das Landegerät nennen die Japaner nicht von ungefähr SLIM (Smart Lander for Investigating Moon). Es soll nur etwas mehr als 100 Kilogramm wiegen, inklusive einem Mini-Rover an Bord. So hoffen die Forscher, ihre neue Epsilon als Trägerrakete einsetzen zu können, mit der die Jaxa die Weltraumfahrt revolutionieren will.

Die Festbrennstoffrakete ist verglichen mit den bisherigen Mondraketen nicht nur klein, sondern auch die erste Rakete mit künstlicher Intelligenz. Sie soll ihre System vor dem Start selbst durchchecken können und damit den Zeit-, Personal- und Geldaufwand drastisch verkürzen. Zudem reicht ein Notebook als Startzentrum aus. Der Projektleiter Yasuhiro Morita nannte sein Werk mir gegenüber daher fast liebevoll "Robokete".

Gelingt das Vorhaben, könnten große, teure Mondmissionen durch eine Reihe kleiner, preiswerter Stichproben ersetzt werden. Dieses Trommelfeuer von Sonden würde der Erforschung des Mondes sicher besser dienen, als die zwar telegene, aber im Nutzwert doch beschränkte Mondfahrt eines großen Rovers.

Wie tief diese innovative Tradition steckt, machen die bisherigen Höhepunkte der Jaxa deutlich. Die Hayabusa-Mission war nicht nur die erste mehrjährige Rundreise eines Raumschiffs mit Zwischenlandung auf einem Asteroiden und Rücktransport einer Bodenprobe zur Erde. Der "Falke", so die deutsche Übersetzung des Namens, setzte dabei auch ein Ionentriebwerk ein. Am 3. Dezember 2014 startete Hayabusa 2 auf eine weitere Reise. Ikaros wiederum war die erste Sonnensegelyacht, die von der Kraft der Photonen des Sonnenlichts getrieben durch das All glitt.

Ich bin zwar nicht so naiv, den möglichen militärischen Nutzen ziviler Raumfahrt zu übersehen. Auch in Japan spielt er eine Rolle. Aber dennoch hoffe ich, dass die Mondmission der Jaxa ein Erfolg wird. Denn mit ihrem wissenschaftlichem Eifer können die Forscher vielleicht ein Zeichen für eine Weltraumfahrt setzen, die den Fortschritt der gesamten Menschheit im Sinn hat – und nicht nur die Größe einzelner Nationen. (Martin Kölling) / (bsc)

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